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Hermann Hesse – unerhört!
Literarisch-musikalisches Portait
Benefizkonzert für die Roshani Mädchenschule in Ghazni

Im August jährt sich zum 50.Mal der Todestag von Hermann Hesse. Hesse starb im schweizerischen Montagnola am 9. August 1962. Anlass für Daniela Bosenius, Gesang und Rezitation, Julia Diedrich Piano und Reinhard Hackler, Gesang und Rezitation, auf sein Leben zurückzublicken. „ Hesse unerhört!“ In einem spannenden Recital wurde ein literarisch- musikalisches Portrait von Hermann Hesse entworfen und  vor allem  sein Verhältnis zur Musik gewürdigt. Zu diesem Recital  hat der Lionsclub Köln- Vitellius am  Nachmittag des 16. Juni 2012 um 17,00 Uhr in die evangelische Kirche, Auferstehungskirchweg in Sürth eingeladen..   Die Vorstellung war als Benefizveranstaltung für die Roshani- Mädchenschule in Ghazni bestimmt, einer Stadt, die rund 120 km südlich von Kabul liegt. Seit einigen Jahren betreut der Lionsclub Vitellius unter der Federführung von Lionsfreund Prof. Gunther Nogge, Köln, diese Schule. Er hat persönlich die Kontakte zu dieser Schule und zum afghanischen Frauenverein hergestellt.  
Hesse wuchs  in einem evangelischen Pfarrhaus auf, ein Hort des deutschen Bildungsbürgertums. In seiner Vorbildfunktion für die väterliche Gemeinde ein Ort der heilen Welt, in der Kinder aufs Wort zu gehorchen hatten. Sie hatten ihre Eltern zu lieben, wie es die Bibel vorschreibt. Es herrschte Harmoniestreben, das jedem politischen und persönlichen Konflikt auswich. Im Beziehungsgeflecht mit Eltern und Geschwister  sollte das Miteinander gleichsam als Abglanz himmlischen Friedens gelebt werden.
In seinen Schriften versucht Hesse  die Wechselwirkung seiner Lebens- und Werkgeschichte sichtbar zu machen. Hesse vermittelt darin nicht nur ein realistisches und illusionsloses Bild seiner Zeit sondern er entwickelt auch Alternativen, wie die Miseren zu überwinden wären. Von klein auf hat Hesse sich gegen jede Form der Fremdbestimmung gewehrt.
Ich zitiere aus „Kurzgefaßtem Lebenslauf“ von 1924:
„Ich war das Kind frommer Eltern, welche ich zärtlich liebte und noch zärtlicher geliebt hätte, wenn man mich nicht frühzeitig mit dem vierten Gebote bekannt gemacht hätte: „Du sollst Vater und Mutter lieben..“Gebote aber haben leider stets eine fatale Wirkung auf mich gehabt, mochte sie noch so richtig und noch so gut gemeint sein- ich, der ich von Natur ein Lamm und lenksam bin wie eine Seifenblase, habe mich gegen Gebote jeder Art, zumal während meiner Jugendzeit, stets widerspenstig verhalten. Ich brauchte nur das  „Du sollst“ zu hören, so wendete sich alles in mir um, und ich wurde verstockt. Man kann sich denken, dass diese Eigenheit von großem und nachteiligen Einfluss auf meine Schuljahre geworden ist“.
Nach bestandenem Landesexamen  besuchte Hermann Hesse 1891 – 1892 das evangelisch-theologische Seminar in Maulbronn. Dort zeigte sich erneut sein rebellischer Charakter. Er floh aus dem Seminar, hatte schwere Konflikte mit seinem Elternhaus. Es begann eine Odyssee durch verschiedene Anstalten und Schulen. Nach dem Einjährigen- Examen und einer Mechanikerlehre, begann er eine Buchhändlerlehre. Zunächst hatte Hesse die Handschriften seiner Gedichte mit Federzeichnungen und Bildern in Wasserfarben ausgestattet, um Geld zugunsten der Kriegsgefangenenfürsorge zu erhalten. Später wurde dann daraus sein Broterwerb.
Seine Bücher erreichten bald eine Auflage von 120 Millionen und wurden in aller Welt verbreitet und haben ihn zum meistgelesenen deutschsprachigen Autor in den USA, Japan und Korea gemacht.

1946 ausgezeichnet mit dem Nobelpreis für Literatur zog Hermann Hesse nicht den Frack an, um den Preis in Stockholm entgegen zu nehmen. Er lehnte ihn auch nicht wie später Jean Paul Sartre ab. Vielmehr ließ er  beim Festbankett ein freundliches Grußwort verlesen. Wichtig war ihm das längst nicht mehr1955 wurde ihm der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen.
 Hermann Hesse liebte die Musik. Von ihr wurde er inspiriert, seine Gedichte wiederum inspirierten Musiker. „Das ist das Geheimnis der Musik, das sie nur unsere Seele fordert, die aber ganz, sie fordert nicht Intelligenz und Bildung, sie stellt über alle Wissenschaften und Sprachen hinweg in vieldeutigen, aber im letzten Sinne immer selbstverständlichen Gestaltungen stets nur die Seele der Menschen dar.“ Mozart und Bach sind für Hesse die Exponenten abendländischer Musik.
Mehr als 150 Besucher sind der Einladung gefolgt. Sie waren begeistert. Eine von vielen Stimmen lautete: „das war eine unerhört eindrucksvolle Veranstaltung zu Hermann Hesse. Jetzt, noch Tage danach, denke ich daran, wie berührend Daniela das Lied „ Die Mondnacht“ von Eichendorff, vertont von Schumann, gesungen hat, wie einfühlsam die Pianistin den langsamen Satz aus Mozarts Fantasie gespielt hat, und wie Sie, Herr Hackler, uns die Texte von Hermann Hesse zu Gehör gebracht haben. Es ist enorm, was durch diese Veranstaltung alles bewegt worden ist… Ich habe von dem Vortrag mehr profitiert, als von manchem Konzert in der Philharmonie..Und die Wellen von dieser Veranstaltung gehen bis in die afghanischen Bergdörfer…“

1 Hesse, S. 19

2 Hesse Vorwort

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