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Afghanistan - jetzt erst recht!

Längst ist vergessen, dass es die Amerikaner waren, die den Taliban in den neunziger Jahren in Afghanistan an die Macht verhalfen. Die Taliban begingen nur einen Fehler: sie gewährten Osama bin Laden Unterschlupf. Die Jagd auf den meist gesuchten Terroristen der Welt löste damals die größte und zugleich sinnloseste Militäraktion der NATO aus. Deutschland wurde auf einmal am Hindukusch verteidigt. Allein die USA kostete der Krieg gegen den Terror 750 Mrd. $. Insgesamt 3530 Soldaten fanden den Tod, abgesehen von den 477.000 Opfern in der afghanischen Bevölkerung.

Während der ersten Präsidentschaft Trumps warf ein Militärflugzeug die größte, je eingesetzte nichtnukleare Bombe in Afghanistan ab. Dabei sollen 94 Dschihadisten umgekommen sein. Die Zahl der zivilen Opfer ist nicht bekannt. Wahrscheinlich wurden sie gar nicht gezählt, sondern als unvermeidlicher Kollateralschäden im Kampf gegen den Terror abgebucht. Wer wollte den USA schon das Recht verweigern, sich gegen Terroristen zu verteidigen?

In seiner damals wie heute erratischen und unberechenbaren Art übergab Präsident Trump 2021 das Land über den Kopf der demokratisch gewählten afghanischen Regierung hinweg genau den Taliban, die die Amerikaner zwanzig Jahre zuvor entmachtet hatten. Das hehre Vorhaben, Afghanistan zu einem demokratischen Staatswesen nach westlichem Vorbild zu machen, wurde per Präsidentendekret revidiert und den Taliban erlaubt, wieder ihr archaisches Schreckensregime zu errichten.

In der Folge kollabierte die Wirtschaft. Inflation und Arbeitslosigkeit stiegen an, was zur zunehmenden Verarmung der Bevölkerung führte. Nach Angaben des Welternährungsprogramms können 97 % der Familien ihre Kinder nicht mehr ausreichend ernähren. Jedes zweite Kind weist Wachstumsstörungen aufgrund von Mangel- oder Unterernährung auf. Die internationalen Hilfsorganisationen haben sich größtenteils aus Afghanistan zurückgezogen. Umso wichtiger ist die Arbeit afghanischer Organisationen wie des Afghanischen Frauenvereins, den der LC Köln-Vitellius durch die Förderung der Roschani-Mädchenschule in Ghazni seit 2002 unterstützt.

Diese Schule wurde bereits 1999 während der ersten Taliban-Zeit gegründet, damals als home school, d.h. sie wurde heimlich in einem Privathaus betrieben. Nach der zweiten Machtergreifung der Taliban darf sie zwar weiter betrieben, aber nur bis zur 6. Klasse. Jungen Frauen ist es verboten zu studieren oder einen Beruf auszuüben. Außer Haus dürfen sie sich nur in Begleitung eines männlichen Familienmitglieds bewegen. Es ist ihnen sogar verboten, in der Öffentlichkeit laut zu sprechen.

Die Roschani-Schule wird zur Zeit von 650 Mädchen aus Ghazni und umliegenden Ortschaften besucht. Was sie dort lernen, wirkt weit über das Klassenzimmer hinaus in die Familien der Schülerinnen. Ihr Wissen fördert die Möglichkeit der Mitsprache bei der Lebensgestaltung der ganzen Familie. Mit jedem Jahr an Schulbildung sinkt die Gefahr einer Frühverheiratung und zu früher Mutterschaft. Schülerinnen der 7.-12. Klasse werden zu Lerngruppen in home schools zusammengefasst. Diese werden regelmäßig von ihren Lehrerinnen besucht und über Whats App und per Telefon unterstützt. Außerdem bietet die Begum Academy sämtliche Lerninhalte der höheren Klassen auch online an. Allerdings haben nur sehr wenige Mädchen im Raum Ghazni Zugang zu elektrischem Strom, geschweige denn zu einem Computer und Internet.

Wegen fehlender Heizmöglichkeit sind die afghanischen Schulen während der Wintermonate generell geschlossen. Da der Afghanische Frauenverein in seinen Schulen aber Öfen und ausreichend Holz zum Heizen zur Verfügung stellt, können dort Winterferienkurse angeboten werden, unter anderem auch Computerkurse. Diese Kurse werden sehr gut angenommen, obwohl manche Mädchen bis zu zwei Stunden durch den Schnee laufen müssen, um sie zu erreichen.

Die afghanischen Frauen und alle Schülerinnen hoffen sehr, dass die Vorstöße zahlreicher, auch islamischer Länder, die afghanische Regierung bald dazu zu bewegen werden, auch älteren Mädchen und jungen Frauen wieder den Besuch von Schulen, Ausbildungsstätten und Universitäten zu erlauben. In diesem Sinne unterstützt der LC Köln-Vitellius auch weiterhin „seine“ Schule in Afghanistan –

jetzt erst recht!

Afghanischen Frauenverein e.V
www.afghanischer-frauenverein.de

Spendenkonto:

IBAN DE28 5708 0680 8505 00
BIC DRES DEFF 570

Stichwort: Roschani-Schule