LC für Roshani- Vergesst nicht Afghanistan!

Als der Autor Afghanistan 1973 nach vierjähriger Tätigkeit am Zoologischen Institut und Garten Kabul verließ, läutete ein Putsch im Königshaus eine Ära des Niedergangs, der Unterdrückung, des Bürgerkrieges und der Zerstörung ein. Die Welt sah weg, und die Afghanen fühlten sich von ihren einstigen Freunden im Stich gelassen. Erst der 11. September 2001 zerriss den Schleier der Vergessenheit, der sich über das Land am Hindukusch gesenkt hatte. Nach dem Sturz des Taliban-Regimes war die Hilfsbereitschaft zunächst groß. Schon bald aber verdrängten andere Krisengebiete Afghanistan aus den Schlagzeilen der Medien, und es droht die Gefahr, dass es wieder in Vergessenheit gerät. Der Lions Club Köln-Vitellius hat sich vorgenommen, das zu verhindern.

Während der schrecklichen Taliban Zeit war Mädchen und Frauen der Zugang zu Schulen und Universitäten und zu jeglicher beruflichen Tätigkeit untersagt. Heute können nur noch 5 Prozent der weiblichen Bevölkerung lesen und schreiben. Auch die medizinische Versorgung war zusammengebrochen. Jedes vierte Kind stirbt nach Angaben von UNICEF vor Vollendung des 5. Lebensjahres. Die Hälfte der Kinder ist mangelernährt und infolgedessen besonders anfällig für Krankheiten. Die Kindersterblichkeitsrate ist wie die Müttersterblichkeitsrate bei Geburten die höchste der Welt. Das Durchschnittsalter der Frauen liegt bei 44 Jahren.

Mehr als 20 Jahre Krieg haben schätzungsweise 20 Millionen Minen im Land hinterlassen. Alle zwei Stunden gibt es ein Minenopfer, jedes zweite ist ein Kind. Ungezählte Frauen sind infolge des Krieges zu Witwen und Kinder zu Waisen geworden. Frauen tragen die Hauptlast bei der Versorgung der Familien, der minen- und kriegsverletzten Kinder und Männer. Die Menschen in Afghanistan sind traumatisiert durch 24 Jahre Elend, Krieg, Flucht, Hunger, Folter und Erniedrigung. Besonders Frauen und Kinder brauchen Hilfe.

Schon 1992 gründeten in Deutschland lebende Afghaninnen den Afghanischen Frauenverein e.V., dessen Ziel es ist, Frauen und Kindern in ihrer Heimat zu helfen, ihre Lebensgrundlage zu sichern und ihr Land wieder aufzubauen. Insgesamt 45 Projekte, vornehmlich im ländlichen Bereich, hat der Verein seitdem mit Erfolg durchgeführt. Eines der Projekte ist die Roshani-Mädchenschule in der Provinz Ghazni, das der Lions Club Köln-Vitellius seit 2002 unterstützt.

Ghazni ist eine Provinz südwestlich von Kabul. Die Roshani-Mädchenschule wurde dort schon 1999, also noch zur Taliban Zeit, gegründet. Damals konnten solche Schulen nur heimlich und nur in Privathäusern betrieben werden, und sie wurden deshalb als "homeschools" bezeichnet. Inzwischen ist es natürlich eine öffentliche Schule mit 275 Schülerinnen vom 1. bis 5. Schuljahr. Der Afghanische Frauenverein unterstützt sie aber weiter finanziell. Er zahlt die Raummiete, die Gehälter für 9 Lehrer und Lehrerinnen und vier weitere Angestellte, alle Lehr- und Lernmaterialien sowie die Schulkleidung für die Schülerinnen.

Seit zwei Jahren befindet sich im selben Gebäude ein Frauentrainingscenter. Frauen können hier Alphabetisierungskurse besuchen und eine Ausbildung als Stickerin oder Schneiderin erhalten. Inzwischen wurde auch ein Kindergarten mit 20 Plätzen für die Kinder der Frauen eingerichtet, die an den Kursen teilnehmen.

Das nächste Ziel ist die Einführung der sechsten Jahrgangsstufe und die Erhöhung der Schülerinnenzahl auf 400. Dafür müssen mehr Lehrkräfte eingestellt werden und ein entsprechendes Schulgebäude gefunden werden. Der Lions Club Köln-Vitellius möchte dem Afghanischen Frauenverein dabei helfen.

Am 3. Juli 2004 fand zum zweiten Mal im Kölner Zoo eine Benefiz-Veranstaltung für Afghanistan statt, diesmal im neuen ELEFANTENPARK. Das großartige Bauwerk ist zwar fertig gestellt, aber noch nicht bezogen. Dort, wo in Kürze Elefanten trompeten werden, spielten und sangen junge Musiker der Musikhochschule Köln unter Leitung von Professor Glauß der Tierwelt gewidmete Stücke, unter anderem Peter Tschaikowskis "Lied der Lerche", Robert Schumanns "Vogel als Prophet", "Die Grille", "Der Pfau", "Der Eisvogel" und "Das Perlhuhn" von Maurice Ravel sowie Jacques Offenbachs Tierfabeln nach Lafontaine. Ausklang und Höhepunkt zugleich war "Der Karneval der Tiere" von Camille Saint-Saens mit Dirk Schortemeier vom Westdeutschen Rundfunk als Rezitator.

Fünfhundert Gäste erlebten dieses einmalige Konzert an einem einzigartigen Ort. Als Reinerlös konnten dem Afghanischen Frauenverein 10.000 € für die Roshani-Mädchenschule überreicht werden.

Gunther Nogge
Lions Club Köln-Vitellius

Weitere Informationen über dieses und andere Hilfsprojekte in Afghanistan:
Afghanischer Frauenverein e.V.
Im Siek 35
49170 Hagen
Tel.: 05401/98547
Fax: 05401/480576
Email: AFV.help@web.de
www.afghanischer-frauenverein.de

Bankverbindung: Dresdner Bank Neuwied
Kontonummer: 068 085 0500
Bankleitzahl: 570 800 70

Spenden sind von der Steuer absetzbar